8 Schulmagazin - interview mit stefan koch - Familien der Flüchtlinge und deren Betreuung im Nachmittagsbereich. Immer wieder melden sich Schulen und artikulieren, mehr bewerkstelligen zu wollen, als es die Gegebenheiten momentan zulas- sen. Ich nehme eine große Welle der Hilfsbereit- schaft unserer Schulen wahr. Was bieten wir? Wir sind als Schulträger nicht nur Schulaufsicht, sondern wir flankieren auch die Schulentwicklung unserer Schulen. Konkret arbei- ten wir an einem neuen Fortbildungskonzept, weil wir einen großen Bedarf in den Bereichen Deutsch als Fremdsprache, Unterstützung der schulischen Sozialarbeit, Fortbildung der schulischen Flücht- lingsbeauftragten vor Ort sehen. Im engen Kontakt mit den Schulen eruieren wir die spezifischen Bedarfe, die längst nicht überall gleich sind. Es gibt nun an manchen Ihrer Schulen Flüchtlings- klassen oder eine Vielzahl einzelner Flüchtlingskin- der in den Klassen. Die ursprüngliche Intention, in jede Klasse einen Flüchtling aufzunehmen, ist noch nicht verwirklicht. Stefan Koch: Es ist unterschiedlich. Wir haben einzelne Schu- len, die das Modell von Auffangklassen favorisie- ren; dies sind internationale Förder- oder Vorbe- reitungsklassen. Andere Schulen sind wiederum bemüht, Flüchtlingskinder möglichst schnell den einzelnen Klassen zuzuführen und sie dort zu in- tegrieren. Dies wollen wir auch nicht vorschreiben. Hier gibt es keinen Königsweg, dies muss situativ vor Ort entschieden werden. Wir haben aber auch Schulen, die aufgrund städtischer Gegebenheiten überhaupt keine Flüchtlingskinder haben, weil hier keine Flüchtlinge leben. Diese Städte fungieren als Drehkreuz, Durchgangsstation für Flüchtende. Wir machen nicht aus Not eine Tugend, sondern leisten unsere Integrationsarbeit auf der Basis einer christlichen Verantwortung. Auf den Webseiten mancher Schulen liest man von Vorträgen zum Verständnis der Situation von Flüchtenden für Eltern, Lehrer und Schüler. Sehen Sie dies als guten Weg, um Rollen- und Erwartungs- konfusionen vorzubeugen? Schüler stehen zum Teil in familiären Kontexten, die diametral entgegen- gesetzte Meinungen zum Kurs der Kirche vertreten. Erzbischof Rainer Maria Woelki räumte im Vorfeld des 100. Katholikentages selbstbewusst ein: „Ich glaube nicht, dass es heute in Deutschland noch katholische Hochburgen gibt. Wir sind lange keine Volkskirche mehr, von solchen Vorstellungen müssen wir uns verabschieden und uns der Realität stellen.“ Auffällig ist insbesondere ein geringeres Verständnis für Flüchtlingsproblematiken bei Schülern mit sehr jungem Migrationshintergrund. Werden Vorträge von der Schulabteilung unterstützt bzw. angeboten? Stefan Koch: Um Verständnis bei Eltern zu fördern, bemühen wir uns um Transparenz. Wir möchten über alles informieren und für alle offenen Fragen Eltern ei- nen Raum bieten, in dem Fragen artikuliert und möglichst beantwortet werden. Wir haben viele El- tern, die sich bereits jetzt ehrenamtlich engagieren und dies in der Schule weiter um- und durchsetzen wollen. Wir haben aber auch ängstliche Eltern, die nicht genau wissen, was auf sie zukommt, und wir haben sicherlich auch Eltern, die sich von dem lei- ten lassen, was auf der Straße und medial ventiliert wird. Wir müssen alles ernst nehmen, wissend, dass diese möglichen Gegebenheiten an unseren Schulen nicht vergleichbar sind. Wir unterstützen die Schulen, den Raum bereitzuhalten, diese Sor- gen und Ängste, Nöte und Hoffnungen zu hören. Ein Beispiel finden wir in Pulheim. Wir werden