186 Schulmagazin Zeit sind noch Kompetenzen vorhanden. Ich habe morgen wieder Anmeldegespräche und benenne das Problem mit unbegleiteten Jungen, die vom Regierungspräsidenten den Status des Gastschülers haben, aber nach zwei Jahren beno- tet werden müssen. Wenn für mich erkennbar ist, dass die nie eine Chance haben, im gymnasialen Bereich einen Abschluss erlangen zu können, dann kann man die ehrlicherweise nicht annehmen. Wenn ein 15-jähriger Junge keine zweite Fremd- sprache mitbringt, sehe ich keine Möglichkeit, ihn zu integrieren. Das klingt hart, aber das Gymnasi- um bietet hier keine Plattform. Wenn die allerdings Französisch oder Spanisch auf ihren alten Schulen als Fremdsprache gehabt hätten, dann bestünde die Möglichkeit, die Schüler in unserem gymnasi- alen Bildungssystem irgendwie laufen zu lassen. Sie können ja keinen 15-Jährigen in die Klasse sechs stecken, damit er von Beginn an Französisch lernt. Natürlich wird die Entwicklung dahin gehen, ge- eignete Schüler und Schülerinnen für den gymna- sialen Bildungsbereich zu erhalten, und dann wer- den wir diese gerne aufnehmen. Zeitgleich besteht momentan das Problem, dass die internationalen Klassen im Kreis Euskirchen überquellen. Die öf- fentlichen Gymnasien haben keine Kapazitäten mehr, sodass die Klientel bei uns strandet. Die Schülerin der sechsten Klasse, die ich selbst un- terrichte, erfordert zunächst viel Energie, um hier integrativ wirksam zu werden. Wenn wir die In- tegrationsarbeit leisten wollen, dann müssen wir Nachhaltigkeit zu einer Priorität erheben. Dies kol- lidiert aber mit allem, was dieses Kind in den letz- ten sechs Jahren erfahren hat, denn sie ist mit dem Hintergrund einer sechsjährigen Kriegsbiografie auf der Flucht. Das Kind ist intelligent, integrationswillig und ihre letzte Englischarbeit, die sie bei mir geschrieben hat, sieht gut aus. Ich würde gerne in jede Klasse eine Schülerin neh- men, gerne auch zwei und drei, aber die Schüle- rinnen müssen auch fairerweise eine Perspektive haben. Jederzeit nehme ich gerne Flüchtlinge in meiner Schule auf, die auch nur ansatzweise eine Chance haben, das gymnasiale Bildungssystem durchlaufen zu können.“ Claudia Tillmann, StD‘ i.K. am Erzb. Gymnasium in Brühl berichtet: „In der Stadt Brühl waren vor Weihnachten 474 Flüchtlinge gemeldet; die darunter befindlichen Kinder werden unterschiedlich beschult: während die jüngsten nach Abstimmung von den einzelnen Grundschulen aufgenommen werden, werden die älteren Kinder in drei Auffangklassen unterrichtet; Jugendliche ab 16 Jahren werden im Berufskolleg beschult. Das St. Ursula-Gymnasium in Brühl hat bereits im Schuljahr 2012/13 den ersten Flüchtling aus Syrien aufgenommen. Der junge Syrer besucht mittlerweile mit großem Erfolg die Jahrgangsstufe Q1. Seither sind regelmäßig weitere Schüler, die zu- nächst die Auffangklassen der Stadt Brühl besucht haben, als Schüler am St. Ursula-Gymnasium auf- genommen worden. Zusätzlich zum Klassenun- terricht erhielten diese Schüler weiteren Deutsch- unterricht, um ihnen eine möglichst schnelle Integration zu ermöglichen. Zurzeit besuchen 5 Kinder aus Flüchtlingsfamilien das St. Ursula- Gymnasium. Darüber hinaus hat es am St. Ursula-Gymnasium 2015 zahlreiche Aktionen gegeben. In einem EF- Grundkurs in katholischer Religion wurde ein Unterrichtsprojekt zur Sensibilisierung der Schu- löffentlichkeit für die Lage der verfolgten Christen im Nahen Osten durchgeführt (# WeAreN). Es gab Fastenspendenaktionen, um Hilfe für eine Kran- kenstation im Flüchtlingslager Erbil im Irak zur Verfügung zu stellen. Dabei kamen bei einer Kup- fergeldsammlung, einer Spendensammlung der Abiturienten, der Kollekte am Ende der Auffüh- - Kommunikative Handlungskompetenz unserer Schulen -