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Das vierte Schulmagazin

163 Schulmagazin Frau Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke, Leiterin der Hauptabteilung Schule/Hochschule Das Interview führte Olaf Gruschka INTERVIEW Frau Dr. Schwarz-Boenneke, das Fremde bleibt im- mer auch ambivalent. Sind wir in anderen Ländern, finden wir das Fremde interessant, aber kommt das Fremde zu uns, beziehen wir sofort eine Abwehrhal- tung und haben große Schwierigkeiten, es zu tolerie- ren. Woran liegt das? Wenn ich in den Urlaub ins Ausland fahre, dann fahre ich dorthin, weil ich neugierig bin auf dieses Andere, zumal das Vertraute im Alltag auch lang- weilig sein kann. Der Urlaub stellt einen Rahmen zur Verfügung, um mich mit dem Fremden aus- einanderzusetzen. Dieses Zeitfenster des Urlaubs bietet eine schöne Abwechslung vom Gewohnten und die schöne Abwechslung vom Alltag. Wenn wir aber im eigenen Umfeld mit etwas kon- frontiert werden, was unserer Alltagssituation wi- derstrebt, stellt sich zunächst eine Irritation ein, insbesondere wenn auch die Privatsphäre tangiert wird. Um es mit einem Beispiel zu verdeutlichen: Sie wohnen in einem Mehrfamilienhaus und kennen Ihre Nachbarn bereits über einen längeren Zeit- raum. Ein Wechsel in der Nachbarschaft ist immer mit einer Änderung des Gewohnten verbunden. Der neue Nachbar lässt vielleicht seine Schuhe draußen stehen, hört laute Musik oder kocht mit fremden Gewürzen, deren Duft in den Flur zieht. Es kommt im visuellen, akustischen und olfaktori- schen Bereich zu einer Veränderung Ihres Alltags. Im Urlaub sind Sie bereit, sich auf diese Fremd- heitserfahrung einzulassen. Zuhause aber verlangt es Anstrengung, sich zu arrangieren. Ich bleibe beim Beispiel des Mehrfamilienhauses: Sie müssen sich mit dem neuen Nachbarn zusammensetzen und aushandeln, welche Regeln in der Wohnge- meinschaft gelten, damit alle sich in dem Haus hei- misch fühlen. Dafür gibt es Vorgaben, das Meiste aber muss ausgehandelt werden. In einer heterogener und pluraler werdenden Ge- sellschaft muss sich jeder auf einen Veränderungs- prozess einlassen. Für lange Zeit galt, Integration sei eine Einbahn- straße. Demzufolge sollten sich allein die Hinzu- - Interview mit Frau Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke -

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