Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Das vierte Schulmagazin

13 Schulmagazin - interview mit stefan koch - sondern immer schon vorhanden gewesen. Viele Schulen hatten früher einen umfassenden Integra- tionsanspruch. Denken Sie nur an Don Bosco, der die Kinder von der Straße geholt hat, ohne Rück- sicht auf Nationalität, Geschlecht, Vermögen oder Glaubenszugehörigkeit und in einer Zeit womög- lich sogar größerer gesellschaftlicher Heterogeni- tät. Wir müssen von einer grundsätzlichen Auf- gabe der Schule ausgehen, Kinder zu integrieren. Aber, dies möchte ich hervorheben, Kinder wer- den in die Schule integriert. Es ist etwas anderes, Menschen in die Gesellschaft zu integrieren. Ich bin betrübt über den vermittelten Eindruck einer identifizierenden Gleichschaltung schulischer und gesellschaftlicher Integration. Hier werden gesell- schaftliche Aufgaben an die Schulen delegiert. Das können Schulen nicht leisten. Inklusion ist hierfür ein weiteres prominentes Beispiel. Die Gesellschaft steht vor massiven, starken und großen Aufgaben, und die Schule hat einen gewissen, auch wichtigen Anteil daran, aber eben nicht den einzigen, und sie kann nicht die ganze Last tragen. Wir können uns aber auch nicht von der Gesellschaft loslösen, denn Schulen sind immer auch Zulieferer für die sie umgebende Gesellschaft und bedienen die Bedürfnisse der Gesellschaft, die sie finanziert. Stefan Koch: Natürlich, das war immer schon so und wird im- mer auch so bleiben, aber Schule ist nicht nur Zu- lieferer, sondern auch Kritiker der Gesellschaft. Das ist momentan ein Aspekt, der vollkommen ausgeblendet wird, wenn stattdessen eine Verzwe- ckung von Schule stattfindet. Bildung und Schule müssen immer einen kritischen Impetus enthalten. Ist dies ein besonderes Merkmal der Katholischen Freien Schulen oder gilt das für alle Schulen? Stefan Koch: Das ist grundsätzlich ein Merkmal von Bildung ge- nerell und insofern ein Merkmal von allen Schulen, aber an Katholischen Schulen, das ist sozusagen mein pädagogisches Credo, kann ich meine Moti- ve, warum ich Pädagoge sein und im Bereich der Bildung unterwegs sein will, klar benennen. Ich kann hier sagen, warum ich bilden, integrieren und dennoch gesellschaftsbezogen kritisch sein möch- te. Betrachte ich nur die Oberfläche, wird mir vie- les an allen Schulen gleich gut oder auch schlecht erscheinen. Wir sind aber der festen Überzeugung, das Lehrer/innen unserer Schulen die Motivation, an unseren und für unsere Schulen zu arbeiten, klar benennen können, einen Standpunkt vertre- ten, um christlich inspirierter vorzugehen. Sind die Katholischen Freien Schulen, bezogen auf den gesellschaftskritischen Aufgabenbereich von Schulen, ein größerer Stachel im Fleisch der Gesell- schaft? Stefan Koch: Größer als was? Als die öffentlichen Schulen? Das ist eine etwas spekulative Frage. Also … ja, immer dann – hier denke ich auch an unseren Erzbischof –, wenn in unserer Gesellschaft die Gottesebenbildlichkeit des Menschen ignoriert oder ausgeblendet wird. Dann haben Katholische Schulen ein besonderes Motiv, besonders kritisch zu sein. Wenn ich an Ihren Gedanken der Gottesbildähn- lichkeit des Menschen anknüpfe und wenn unsere Schulen den eigenen Standpunkt zentrieren, stellt sich die Frage: Wie viel Fremdheit verträgt die En- klave der Katholischen Freien Schulen, ohne sich

Seitenübersicht