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Das vierte Schulmagazin

26 Schulmagazin - Grenzenlos - Willkommen in der Welt von heute. Globale Nächstenliebe Mit der Geburt Jesus komme ‚Gott uns Menschen so nahe wie Gott es nur könne. Er lebe, leide und liebe mit uns – in allem was uns widerfahre. Jesus, so Woelki auf der Weihnachtskarte 2016 sei für alle Menschen der Welt geboren worden. Als hilf- loses Kind komme er zu uns; er liebe jeden. Man soll dem Vorbild Jesu folgen, die Gleichgültigkeit bekämpfen und global lieben. Wer so liebe, werde bisweilen für naiv gehalten – aber das sei der Preis der Liebe. Kardinal Woelki fordert eine Globalisierung der Nächstenliebe ein. Flüchtlinge willkommen heißen und integrieren; eine gerechte Weltwirtschaftsord- nung schaffen und nachhaltig wirtschaften – die Liste, so Woelki, sei lang. Souveränitätssimulation Wir genießen die wirtschaftlichen Vorteile der Globalisierung und sind doch provinzieller denn je. Wir freuen uns über das Schnäppchen beim Textildiscounter, fragen aber kaum danach, un- ter welchen humanen Bedingungen es produziert wurde. Im Gegensatz zu den Urmenschen, denen wir wie Götter erscheinen müssten, haben wir unendlich viel Wissen angehäuft, das sich aber angesichts des gleichzeitig explosiv potenzierenden Gesamtwis- sens marginalisiert und auf immer kleiner wer- dende Spielfelder reduziert. Sloterdijk spricht vom leistungsstolzen Subjekt, das als moderner Könner immer weniger immer schneller und besser kön- nen muss und in diesem Wirbel der Kompetenz- steigerungsspirale seiner unausweichlichen Demü- tigung entgegenläuft. (Das Zeug zur Macht, Peter Sloterdijk) Die Souveränität des Einzelnen wird zugleich pro- voziert und annulliert. Der technische Mensch ist ein reduzierter, auf Effizienzsteigerung angelegter Mensch, der nicht mehr reflexiv souverän ist. Es reicht nicht mehr, etwas zu können, sondern man muss es in kürzeren Intervallen immer besser können. Als letzten Aufschrei auf verlorener Po- sition erfindet der moderne Könner die Souverä- nitätssimulation wider die Sackgasse der Kompe- tenzsteigerungsspirale. Die Souveränitätssimulation gefällt sich in der Ge- staltung des Events, vergleichbar mit einer Lawine, rasch aufbrausend und schnell beendet. Wir ge- stalten das Event, wenn nichts mehr zu ändern ist, oder wie es Sloterdijk sagt: „Gestaltung ist, wenn man es trotzdem macht.“ Die Strategie des Urmenschen wider die bedroh- liche Umwelt mit Blitz, Donner und Erdbeben si- cherte den Fortbestand sozialer Selbsterhaltung im praktizierten Ritual. Er hatte keine Einflussmöglichkeit, aber rezitierte ein Lied für den Wettergott, das ihn, (wenn über- haupt) das Unwetter überstehen ließ. „Nur wer weiß, was man tut, wenn nichts zu ma- chen ist, verfügt über hinreichend effiziente wei- terlaufende Lebensspiele, die ihm dabei helfen soll, nicht in auflösende Panik oder Seelen tötende Star- re zu verfallen.“ (Das Zeug zur Macht, Peter Slot- erdijk) Habitus Der moderne Könner praktiziert in Analogie zum Urmenschen als Souveränitätssimulation die Ge- staltung. Wir gestalten, wenn nichts mehr zu än- dern ist, um der Ohnmacht zu entgehen, die wir in einem gesellschaftlichen Rahmen erleben, der das Verhältnis von Humanität, Erkenntnis und Tech-

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