- vorwort - 5 Schulmagazin Herzlich Ihr Olaf Gruschka Man weiß es wohl, Lesen ist weitaus älter als seine gattungsgeschichtliche In- novation, auf die sich der Begriff Lektüre schlankerhand besser verpflichten ließe, konnotierte Lesen doch einst die Schau der außersprachlichen Zeichen, die sich in den Sternen, dem Vogelflug und anderen Tatsächlichkeiten zeigten. Der kalte, tote Buchstabe, um es mit Goethes Werther zu sagen, ist im Gehalt seiner Bedeutung sehr gering und weiß Werther noch rettend zu sagen, sein Herz habe er für sich allein, führt sein weiterer Werdegang doch unausweich- lich in die Auslöschung seiner selbst. Schiller umschreibt es mit den Worten: „ Spricht die Seele, so spricht ach schon die Seele nicht mehr und in einer artifiziellen Meisterleistung zerfallen Lord Chandos die Worte wie modrige Pilze im Mund. Rilke weiß mit den Tieren, dass wir nicht allzu sehr zu Hau- se sind, in der von uns gedeuteten Welt, darüber hinaus fürchtet er sich vor der Menschen Wort und Novalis hofft, dass wenn nicht Zahlen und Figuren sind der Schlüssel aller Kreaturen, wenn die die sängen oder küssten mehr als die Wissenschaftler (Wohlgelehrten) wüssten und wenn die Gegensätze sich entdifferenzierten, dann flöge vor einem geheimen Wort, das ganze verkehrte Wesen fort. Was fühlt Werther in seinem Herzen, wie könnte Schiller in sich hineinhor- chen, Hofmannsthal seine Worte mit Bedeutung stabilisieren, Rilke seine Furcht ablegen, Novalis das verkehrte Wesen enttarnen und Eichendorf das Zauberwort finden. Sicher nicht mit der Sprache, würde Wittgenstein antwor- ten, denn die Grenzen der Sprache sind die Grenzen der Welt, deren Anerken- nung gleichwohl mittels Sprache funktioniert, dann aber Schweigen verursa- che. Es bleibe aber das Zeigen der Welt. Das vierte Schulmagazin zeigt als Sonderausgabe und in großen Ausschnitten das Wirken Erzbischöflicher Schulen im Kontext der Neuen Nachbarn. Gezeigt wird das Wirken der Schulen in der Tat. »reden und handeln«