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Das vierte Schulmagazin

12 Schulmagazin - interview mit stefan koch - selle Liebe, Mitleid oder Heiligkeit. Die Begrifflich- keiten werden mit wenigen Beispielen personifiziert – Jesus, Buddha, Gandhi – und bedeuten, univer- sellen Grundsätzen zu folgen und sich selbst als Teil einer kosmischen und religiösen Bewegung zu be- greifen, welche soziale Normen transzendiert. Stefan Koch: Empathie in Bezug auf Flüchtlinge kann in der Konkretisierung Mitleid zu empfinden bedeuten, den Menschen helfen zu wollen. Deshalb erhal- ten Sie an unseren Schulen, wenn möglich, einen Schulplatz. Als Mitschüler erleben und erfah- ren die anderen Schülerinnen und Schüler ganz schnell, was es bedeutet, mit Flüchtlingskindern und -jugendlichen zusammenzuleben und zu- sammenzuarbeiten. Das heißt, das Mitleid, das ich haben kann, führt dazu, meinem Mitschüler zu helfen, und je mehr ich ihn kennenlerne, desto besser kann ich mit ihm über alles andere kritisch sprechen, wie mit anderen Mitschülern auch. Aus der Perspektive des Lehrers weiß ich, dass die neu ankommende Schülerin oder der neu ankommen- de Schüler einer größeren Aufmerksamkeit bedarf. Integration heißt, dass ab einem bestimmten Zeit- punkt über alles offen und kritisch gesprochen werden kann. Empathie gegenüber Flüchtlingen heißt nicht einfach nur, sie willkommen zu heißen. Es bedeutet, ihre Situation möglichst vorurteilsfrei zu verstehen, indem wir ihre Perspektive einneh- men. Richtig verstandene Empathie bedeutet aber keineswegs, alles zu tolerieren oder toll zu finden. Man kann bei aller Empathie auch Kritik üben. Ich ziehe folgendes Fazit: Wir brauchen eine kons- truktive Empathie als Balance aus Einfühlung und kritischer Bewertung. Stefan Koch: Ja. Wir brauchen eine Renaissance der Erziehungs- thematik auch in der Bildungspolitik auf der Basis einer kritischen Empathie. Zu allen Zeiten brachen Menschen aus ihren Hei- matländern auf, getrieben von der Hoffnung, ihre Lebensumstände zu verbessern. In vielen Fällen bereicherten und belebten sie die Länder, in die sie kamen. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war die un- gehemmte Zuwanderung für die Aufnahmeländer kaum ein Problem. Die Situation veränderte sich mit der Globalisierung, durch die Mobilitäts- und Kommunikationsrevolution. Zugleich stieg in den entwickelten Ländern die Nachfrage nach jungen Arbeitskräften, um den demografischen Wandel auszugleichen. Die Migration entwickelte sich zu ei- ner Dimension der Globalisierung – zu einem Pro- zess, den wir in seiner Zwangsläufigkeit akzeptieren müssen. Wenn wir weiter Treibhausgase in die Luft blasen und die Ozonschicht schädigen, wird es ne- ben der ökonomischen und politischen Migration in naher Zukunft die ökologische Migration geben. Letztendlich sind wir ein Einwanderungsland. Ein Aufgabe der Zukunft, auf die sich Schulen wie ein- stellen? Stefan Koch: Zu den politischen Aspekten, ob wir ein Einwan- derungsland sind oder nicht, möchte ich zunächst gar nichts sagen. Mich auch nicht zur Frage äu- ßern, ab wann wir festgestellt haben, ein Einwan- derungsland zu sein. Die Debatte geht ja bereits durch alle Parlamente. Auch zur Unterscheidung von politischen, ökonomischen und ökologischen Flüchtlingen will ich nichts sagen, weil das poli- tische Bewertungen sind, die ich nicht wirklich kompetent vornehmen kann, aber was die dezidiert pädagogische Frage angeht, würde ich den Bogen sogar ein wenig weiter spannen. Sie sprachen da- von, die Flüchtlingsfrage sei kein neues Phänomen,

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