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Das vierte Schulmagazin

165 Schulmagazin - Interview mit Frau Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke - feste Einheit, sondern vielmehr als immerwähren- de Ausdifferenzierung der Haltungen der anderen, der gesellschaftlichen Normen und Vorgaben, mit dem „Ich“ gesehen werden. Empathie bedeutet auch, dass ich – eben aufgrund meiner Empathie – weiß, was es heißt, sich nicht ausdrücken zu können, dass ich dessen beraubt bin, was Kommunikation zwischen Menschen aus- macht. Ich würde mir wünschen, dass wir die gro- ße Kultursprache, die wir haben, das „Nonverbale“ und die Haltungsfrage stärker einüben. Wir müssen hier in Deutschland darauf achten, eine Kultur zu leben, die das existente Freiheits- verständnis und das Verantwortungsverständnis verlebendigt. Was für mich darüber hinaus zu Deutschland gehört, ist die große Diskursfähigkeit in allen geistigen Bereichen. Dies wiederum impli- ziert das Aushalten anderer Überzeugungen. Ihr Bezug auf Humboldt geht aber noch einen Schritt weiter: Es fragt nach den kommunikati- ven und zwischenmenschlichen Codices, die im Sportverein, auf der Straße, im Beruf oder in Kul- tureinrichtungen – auch Kirche gelten. Diese Spra- che können Fremde nur erlernen, wenn sie von uns eingeführt werden. Da geht es ihnen wie jedem, der nicht aus der Szene, zum Beispiel der Opernszene, kommt und nicht weiß, wie er sich in dem Umfeld verhalten soll. Ich plädiere deswegen für Partner- schaften und Patenschaften im Stadtteil: Die alt- eingesessenen Institutionen sollten hier den ersten Schritt machen, Menschen aufnehmen und mit der „Sprache“ im Sinne der Kultur vor Ort vertraut machen. All die Projekte, die wir in Schulen, Ver- einen etc. Land auf und Land ab sehen, sind dafür hervorragende Beispiele. Das Fremde wird oftmals als Derivat des eigenen Selbst verstanden. Um hier eine Gemeinsamkeit entdecken zu können, müssten wir das Gemein- same einem übergeordneten Ganzen unterstellen. Die Griechen nannten es Kosmos, doch der ist für den modernen Menschen, dem die Welt undurch- schaubar fremd bleibt, nicht mehr existent. Wo ist der Kosmos für den Einzelnen, der es ihm erlauben würde, zunächst das übergeordnete Ganze wahrzu- nehmen und dann das Gemeinsame zu entdecken? Für den Bereich Schule geht es erst einmal dar- um, dass Menschen verschiedenen Alters und un- terschiedlicher Herkunft wie auch divergierender Überzeugungen – auch wenn sie katholisch sind, haben sie verschiedene Überzeugungen – zusam- men leben und zusammen lernen. Hier kommen dann Werte zum Tragen, die das Gemeinsame sind. Es gibt verschiedene Begründungszusammenhän- ge, und es gibt eine bestimmte Erwartungshaltung, wie Zusammenleben in der Schule gelingen kann. Leben unterschiedlicher Kulturen auf der Basis ge- genseitiger Achtung? Vielmehr das Leben unterschiedlicher Menschen in der Schule. Hier erfordert die Heterogenität der gesellschaftlichen Situation natürlich eine neue Qualität des Zusammenlebens und bringt neue Herausforderungenmitsich.Letztlichbedeutetdies nur eine Zuspitzung des Faktums, dass Menschen verschiedene Überzeugungen unterschiedlich be- gründen. Wir müssen sie auch begründen und dür- fen den Aushandlungsprozess nicht meiden. Wir

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