Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Das vierte Schulmagazin

31 Schulmagazin - Grenzenlos- Deshalb werden sie dorthin gehen, wo sie eine Ver- besserung ihrer Lebensumstände erwarten. Das Recht, Chancen zu haben Migranten, so Hannah Arndt (1906–1975), haben nicht nur das Recht, Rechte zu haben, sondern sie haben auch das Recht, Chancen zu haben. Es ist dieses Recht auf Verwirklichungschancen, mit dem wir in der Migrationsfrage konfrontiert sind. Nun ist aber klar, dass nicht jeder Mensch dazu verpflichtet sein kann, anderen Chancen zu bieten. Besonders kann niemand zu einer Leistung ver- pflichtet werden, die er nicht erfüllen kann. Geboren werden ist keine Schuld mit Alleinstel- lungsmerkmal Jede Pflicht muss auf das Machbare beschränkt sein. Diesen Grundsatz kannte bereits das römi- sche Recht. Niemand trägt Schuld daran, zufällig in einer Weltgegend geboren worden zu sein, wo solche Verwirklichungschancen nicht bestehen. Deshalb kann auch niemand abgewiesen werden. Wer an einer Grenze abgewiesen wird, verliert konkrete Chancen, sich ein neues besseres Leben aufzubauen. Aus guten Gründen steht das „Pursuit of Happiness“, das Streben nach Glück, in der Un- abhängigkeitserklärung des Einwanderungslandes Amerika. Erziehung als Kernthema Erziehung ist als Kernthema aus der Philosophie verschwunden. In großer Selbstverständlichkeit dachten Platon, Aristoteles, Kant, Hegel, Rousseau und Locke über Erziehung nach. Platons berühm- tester Dialog „Der Staat“ thematisiert nahezu aus- schließlich die Erziehung. Wie müssen wir uns und die anderen erziehen, um einen geordneten, funktionierenden Staat zu kreie- ren? Der Gräueltaten der Französischen Revoluti- on ansichtig, forderte Schiller in seinen Briefen zur ästhetischen Erziehung eine Bewusstseinsände- rung des Einzelnen mittels der Erziehung, um eine funktionierende Gemeinschaft im Wechselspiel von Natur- und Vernunftstaat zu etablieren. John Dewey (1859–1952) war einer der letzten Phi- losophen in der westlichen Tradition, der sich mit dem Thema Erziehung auseinandersetzte. Die Idee des Individuums, auf dem der Fokus bisheriger Be- mühungen ruhte, erschien ihm nur sinnvoll, wenn dieses Teil einer Gemeinschaft sei, die sich wieder- um als Verbund von Individuen begreife. Geschichtlich betrachtet waren Ziele und Zwecke der Erziehung die wichtigsten Fragen der Philo- sophie. Nun aber haben Psychologen, Ökonomen und Erziehungswissenschaftler dieses Feld über- nommen. Die Motivation, mündige Bürger für eine funktionierende demokratische Staatsform zu er- ziehen, ist auf der Basis einer funktionierenden De- mokratie mit affiner Wertevermittlung vom Kern- geschäft der Erziehung abgekoppelt. Wir leben in keinem Naturstaat, sondern in einer hochdifferen- zierten Gesellschaft mit allen Annehmlichkeiten der Zivilisation, deren Habitus sich längst zwi- schen Natur- und Vernunftstaat eingependelt hat. Schulische Erziehung beschränkt sich neben der Wertevermittlung in Erzbischöflichen Schulen auf die Befähigung, erfolgreich auf ein differenziertes Arbeitsleben vorzubereiten. Erziehung ist schlank ausgerichtet auf die Vermittlung des Wissens und der Kompetenzen, die auf dem Arbeitsmarkt ver- langt werden. Die Schulzeit wurde verkürzt, um im europäischen Wettbewerb standhalten zu können. Nebenbei wurde Geld gespart. Die ersten staatlichen Schulen

Seitenübersicht