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Das vierte Schulmagazin

10 Schulmagazin - interview mit stefan koch - fachlicher und pädagogischer Fragen kümmern. Dies können Behördengänge und anderes mehr sein. In den Katholischen Freien Schulen haben viele Ak- tionen einen einmaligen Charakter und werden mit hoher Empathie oder Mitgefühl durchgeführt. Ist die Basis des Mitgefühls der richtige Weg? Ich kenne Be- troffenheit in der SV und mitfühlende Kolleg/innen, aber ist Empathie überhaupt ein Wert für die mo- ralische Entscheidung, helfen zu wollen, oder stört sie eher? Stefan Koch: Als ehemaliger Philosophielehrer würde ich sagen, man muss das Mitleid reflektieren. Dem Mitlei- dempfindenden kann nicht gesagt werden, es sei falsch, Mitleid zu empfinden. Ich habe Mitleid mit einem bettelnden Menschen und überlege, was Vernünftiges, Sinnvolles zu machen ist. Wenn ich diese Frage stelle, dann habe ich bereits den blo- ßen Affekt überwunden und zumindest ein wenig reflektiert. Also ich habe Mitleid mit einem Men- schen, der mir gegenübersteht. Dagegen kann ich nichts tun, der Affekt ist da, und es stellt sich die Frage nach der handlungsleitenden Relevanz die- ses Affekts. Wenn ich nun kein Geld in der Tasche habe oder überhaupt nicht helfen kann, weil es die Situation so bedingt, dann ist es eben so. In un- serem Kontext ist es nun so: wir haben Mitgefühl mit den Flüchtlingen, weil wir sehen, aus welchen Ländern sie kommen und wie es ihnen geht, und wir wollen versuchen zu helfen. Dies ist eine ur- christliche, typisch christliche Aufgabe, und weil wir Christen sind, wollen wir das auch handlungs- leitend praktizieren. Natürlich gibt es hier auch Widersprüche, denn nur mit Mitleid kann ich kei- ne Ethik aufbauen und alleine mit Mitleid kann ich keine Flüchtlingspolitik gestalten. Um Ihr Beispiel mit dem Bettler am Straßenrand, der Sie rührt, aufzugreifen. Ist es nur der Bettler an Ihrem Straßenrand oder wechseln Sie auch die Stra- ßenseite, um dem Bettler auf der anderen Seite der Straße zu helfen? Wie soll in Fragen der Moral und Ethik die Empathie ein Wegweiser sein? Empathie funktioniert nur im emotionalen Nahbereich. Sie beschreiben, um es provokativ zu formulieren, eine Empathiezone, die kontextgebunden ist. Stefan Koch: Es gibt allerdings kontroverse Diskussionen darü- ber, ob die christliche Kategorie der Nächstenliebe überhaupt eine vernünftige Kategorie für die Be- wertung der Flüchtlingssituation ist. Hier gibt ein Für und Wider. Hier will ich keine Position bezie- hen, sondern lediglich auf diesen Diskurs hinwei- sen. Das Konzept der Nächstenliebe ist in der konkre- ten Situation besser umsetzbar als in der abstrak- ten Gegebenheit. Je größer die Distanz zwischen den Menschen, desto schwieriger wird es, mit den Kategorien Mitleid und Nächstenliebe operieren zu können. Ich entschuldige mich für das unpassende Beispiel, aber in der Konkretisierung drängt es sich mir auf, gemäß Ihrer Ausführung, mit dem kulleräugigen, weißen, flauschigen Angorakaninchen mehr hand- lungsleitendes Mitleid haben zu sollen als mit dem Mastschwein? Stefan Koch: Jetzt muss man unterscheiden. Ich kann Mitleid mit dem Angorakaninchen und dem Mastschwein haben. Es gibt auch viele Menschen, die Mitleid mit einem Angorakaninchen haben und gleich- zeitig mit einem Mastschwein. Die ganze Debat- te zum Tierschutz mit Peter Singer und Co. ist ja

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