89 Schulmagazin in den Stadtkern. Wenn man den Bauch des U- Bahn-Schachtes verlässt, steht man der Architek- tur gegenüber. Das Erste, woran man sich hält, ist die Bauweise der Gesellschaft, die die rahmende Kulisse der eigenen Bewegungen bildet. Diese Ku- lisse vermittelt einen unmittelbaren, vollkommen außersprachlichen Eindruck. Der Fremde vor der baulichen Kulisse „fühlt“ sich angesichts der Ku- lisse. Er nimmt die Atmosphäre auf. Die Kulisse lässt den Fremden auf die unterschiedlichste Weise Mensch sein. Man kann sich angenommen, gebor- gen, verängstigt, fremd u. a. m. fühlen. Bereits auf dem Weg zur näheren Örtlichkeit des Gebäudes des Suitbertus-Gymnasium sammle ich Informationen. Auffällig beim Besuch des Erzbi- schöflichen Gymnasiums in Kaiserswerth war die Empfindung eines zeitlichen Sprungs bei räumli- cher Kontinuität. Dieses Empfinden einer Zeitreise ergibt sich durch die abrupte Änderung der Bebau- ung vor dem unmittelbaren Zielort. Wenn man zu- dem die in den Norden Düsseldorfs führende Stra- ße verlässt und nach Kaiserswerth abbiegt, ändert sich der Straßenbelag. Aus einer glatten, geteerten Straße wird ein holpriges Kopfsteinpflaster, das als Straße mit kleinsten Schlägen am Lenkrad spür- bar wird. Hier liegt das Suitbertus-Gymnasium in einer befriedeten Enklave entschleunigter Ge- schichtlichkeit, obwohl es alle Erwartungsaspekte eines modernen Schulbetriebs bedient. Man kann sich der Atmosphäre nicht entziehen, sie ist überall als außersprachliches Label der Din- ge vorhanden. Domkapitular Prälat Gerd Bachner verweist in seiner Ansprache mehrfach auf Atmo- sphärisches, wenn er ausgiebig, neben eigenen Er- fahrungen zum Thema des Essen und Hungern in der Welt, insbesondere moderne Erzähler in den Kern seiner Rede rückt. Kafka mit der Geschichte vom Hungerkünstler und Rilkes Erlebnis von der mit einer Rose beschenkten Bettlerin in Paris. Schulrat Nielen verweist auf den Guide Michelin, der für Kaiserswerth zwei seiner berühmten Ster- ne ausweist – bisher!, wie er betont, und weiß auch von der Atmosphäre zu berichten. Die Rede des Schulrates: Nun, wenn sich hier auch definitiv niemand mit dem Niveau der Kochkunst des Jean-Claude Bourgueil vom Restaurant „Im Schiffchen“ mes- sen möchte, können wir doch mit Selbstbewusst- sein sagen, dass die neue Mensa, die wir hier heute einweihen dürfen, ein neuer Stern am Himmel der Einrichtungen an den erzbischöflichen Schulen ist.“ Mit dem Suitbertusjahr 2013 scheint die Baustel- le unter einem guten Segen gestanden zu haben. Außer den üblichen Verzögerungen und immer wieder zu behebenden Problemen gab es keine Umstände, die den Fortschritt des Baus aufge- halten hätten. Dies ist auch Helga zu verdanken, dem Tiefdruckgebiet, das im Januar milde Luft in Richtung Mitteleuropa schaufelte und sich mit sei- nem langen Atem gegen das Kältehoch Benjamin durchsetzte, sodass kein Frosteinbruch die Arbei- ten an unserer Mensa behindern konnte. Entstanden ist schließlich nicht nur eine Mensa, sondern ein neuer Trakt, der dringend benötigten