47 Schulmagazin inspirierten katholischen Pädagogik beschäftigt. Das Hauptziel einer christlichen Bildung besteht für Ignatius in der Entdeckung der eigenen indi- viduellen Würde. Diese zeigt sich in fünf Erzie- hungszielen: der Ermutigung zum Ich-Sagen. Es geht also beim gemeinsamen Gespräch nicht dar- um, dass der andere meine, scheinbar richtige Per- spektive übernimmt, sondern dass er lernt, seine Perspektive argumentativ zu vertreten. Ein weite- res ist das Nein-Sagen: nicht Mitmachen mit der Meute, der Mut, auch einmal Außenseiter zu sein. Nicht hinter dem Rücken anderer zu reden, son- dern miteinander, das Lernen von Kritikfähigkeit. Schüler haben Rechte, ein weiterer Punkt. Katho- lische Schulen sollten demnach Orte sein, wo es wie nirgends sonst Möglichkeiten gibt, Rechte zu diskutieren, und Entscheidungen nicht nur auto- ritär, sondern transparent und argumentativ zu kommunizieren. Darüber hinaus geht es aber auch um die Förderung von Verantwortung und dem Mut, zu eigenen Entscheidungen zu stehen. An die- sen Punkten sehen wir deutlich, dass katholische Schulen, als Städte, nicht kirchliche Sonderwelten heraufbeschwören, sondern in besonderer Weise das fördern wollen, was für ein Leben in Würde als Mensch unverzichtbar ist . Vieles davon muss auch im Miteinander eines Lehrerkollegiums und den Eltern gegenüber bewähren. Menschen waren und sind oft stolz auf ihre Stadt. Wenn unsere katholischen Schulen Städte sind, kann dies ein Qualitätsmerkmal sein. Und ich mei- ne sagen zu können, dass ich in meinen Tätigkeiten sowohl in Bonn als auch in Neuss erlebt habe, dass es bei vielen einen solchen Stolz auf ihre Schule ge- geben hat und auch hoffentlich noch gibt. Wenn das so ist, ist etwas gelungen. Schülerinnen, Schü- ler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer haben es dann geschafft, bei aller menschlichen Unzulänglichkeit eine Stadt zu gestalten, in der viele Lust bekom- men, mit zu machen. Und hier könnte man viele Beispiele nennen: Musik, Theater, Kunst, Tanz, Sport, Wissenschaft u.v.a. mehr. Und schließlich auch soziales Engagement wie das Armenienpro- jekt, an dem sich Menschen seit Jahren beherzt be- teiligen. Nur wenn solch eine Stadt gelingt, wirkt auch das religiöse Leben und das spezifisch christliche An- gebot nicht künstlich und lebensfremd. 3. Das religiöse Angebot Als Paulus nach Athen kommt, ist er über die vielen Götzen erzürnt. Gemeinsames Kennzeichen aller Götzenkulte ist das Faktum, dass der Mensch seine eigenen Bedürfnisse zum letzten Maßstab macht: deswegen gibt es Götter für den Krieg, für die Fruchtbarkeit, für gutes Wetter etc. Diese Götzen entfalten oft eine menschenfeindliche Dynamik: zunächst sollen sie doch dem Menschen dienen, aber am Ende wird er Sklave seiner Bedürfnisse. Wenn sich Erfolg, gutes Wetter und Stärke nicht einstellen, haben nicht nur etwa Götter versagt, sondern der Mensch. Ein Mensch, der sich seinen Bedürfnissen versklavt, und nichts anderes sind Götzen, wird schnell sehr einsam. Deswegen gilt es Götzen zu entlarven, um dem Menschen zu zeigen, dass er Wert und Würde hat, auch wenn sich Kraft und Stärke nicht einstellen, wenn er versagt, wenn er schuldig wird. Christen sind in diesem Sinne Atheisten: sie entlarven falsche Götter. Schon das Erlernen von gemeinsamer Verantwortung fürei- nander hat solch eine entlarvende Funktion. Da- rüber hinaus haben wir etwas in unseren Schulen, das wie in der Stadt die Kirche dem Menschen eine größere Perspektive eröffnet. Wir stehen für einen Gott ein, der sich selbst gibt, nicht irgendetwas. Und diese Zuwendung zeigt jedem seine Würde als Kind Gottes. Nicht mehr und nicht weniger wollen