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2. Schulmagazin

234 Schulmagazin In einem LK Deutsch der Jahrgangsstufe 12 ließen sich Schülerinnen von dem Beginn Fontanescher Romane, wie „Irrungen, Wirrungen“ und »Effi Briest“ angesichts der kaiserzeitlichen Architektur, in der sie selber lernen, dazu motivieren, den Be- ginn eines Romans zu entwerfen, der in der Bon- ner Königstraße, die 1872 noch Grüner Weg hieß, spielt. Johann Thoma bestaunte ehrfürchtig die von ihm neu erschaffene Villa, die langsam mit dem Mor- gengrauen zum Leben erwachte. Die ersten Son- nenstrahlen legten sich sanft auf die riesigen alten Kastanien und schon bildeten sich leichte Schatten unter dem Stuck des mächtigen Gebäudes. Das Weiß strahlte förmlich und die ersten Blüten des Mirabellenbaums öffneten sich gemächlich. Aus der Ferne hörte er das langsam näher kommende Getrabe der Pferde, die ihre Kutsche sicher über das alte Kopfsteinpflaster trugen, hinweg unter den mächtigen alten Kastanien. Zufrieden mit sich und seinem Werk schritt er die paar Stufen zur Terrasse des Hauptgebäudes em- por, öffnete die reich verzierte Tür und war, wie jedes Mal, überrascht von dem wunderschönen Mosaikfußboden, dem mächtigen Treppenbau und den hohen Wänden. Die Dienerschaft des Grafen eilte geschäftig durch das ganze Haus. Es wurden Treppen und die Rahmen der schweren Ölbilder poliert, Gestecke aufgestellt und aus der Küche drang ein verführerischer Geruch. Peter Clemens Hubert Apollinaris, Graf von Bylandt und Baron zu Rheydt, wollte heute den ersten Ball in seiner vor kurzem erst fertig gestellten Villa geben. Eine Schar von Dienstmädchen eilte mit ihren ordent- lich gesteiften, blütenweißen Hauben an Johann Thoma vorbei hin zum Ballsaal, um das teure Par- kett auf Hochglanz zu bringen. Er selbst war hier fehl am Platz — seine Arbeit als Architekt war getan und er freute sich schon jetzt auf den festlichen Anblick, den die schöne Villa heute Abend bieten würde. Er ging der riesigen Haupttür entgegen, trat ins Freie, passierte das verschnörkelte Eisentor und trat pfeifend unter die alten Kastanien des Grünen Wegs. Es würde ein grandioser Abend werden... Katharina Schuppert

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