35 Schulmagazin sondern in den Abendstunden als Parallelzeit stattfindet. Die freie Zeit bietet in ihrer Loslösung vom Tat- sächlichen die Möglichkeit eines Quantensprungs, der die Welt mit ihren vertrauten Gütern und Dienstleistungen reflexiv zu hinterfragen vermag. Die freie Zeit ist immer auch die Zeit der Muße als Voraussetzung des freien, nicht situativ gebun- denen Denkens. Die Freizeit konnotiert hingegen das Nebengeräusch einer unfreien Zeit, einer Zeit, die mir nicht gehört, einer fremdbestimmten Zeit, die sich wiederum in dem Begriff Freizeit spiegelt. Freizeit im Sinne einer notwendigen Arbeitspause und als Mittel zur physischen Regeneration wird von einer Konsumgüterindustrie besetzt und ge- managt, weil diese davon ihren Vorteil erwartet, nämlich einen größeren Verbrauch und damit Profit. Freizeit ist eine fremdbestimmte Größe, die freie Zeit, – woran schon Platon erinnert hat – bringt den festlichen Ursprung, den musischen Bereich des Lebens – neben der Arbeitswelt – zur Geltung. Nietzsche schickte auch unserem Jahrhundert ei- nen prophetischen Warnruf voraus: „Durch die atemlose Hast der Arbeit ... aus Mangel an Ruhe läuft unsere Zivilisation in eine neue Barbarei aus.“ Die allgegenwärtige Rationalisierung unseres ge- samten Lebens scheint sich auch dieser arbeitsfrei- en Zeit zu bemächtigen und damit der Muße zu entziehen. Gestrichen wird damit die Möglichkeit der Aufrechterhaltung einer anderen Wirklichkeit. Die freie Zeit wird von den vertrauten Gütern und Dienstleistungen umgeformt und findet qualitativ umgewandelt ihren Platz in einer vertrauten Kul- tur, deren Geschäft und Ordnung nicht weiter ge- stört, deren Erkenntnismöglichkeiten aber eindi- mensional geschmälert werden. Die Duplizität der Ereignisse In einer Duplizität der Ereignisse veröffentlichte Herbert Marcuse 1964 seine Gesellschaftskritik des eindimensionalen Denkens des eindimensionalen Menschen in einer eindimensionalen Gesellschaft, während im Jahre 2014 das Kardinal-Frings-Gym- nasium in Bonn sein 50-jähriges Bestehen feiert. Heute genau vor 50 Jahren, am 16.12.1964, erfolg- te die Grundsteinlegung des damals noch „Erzbi- schöfliches Jungengymnasium Beuel“ genannten Schulkomplexes. Noch heute sprechen die Beueler liebevoll und nicht ohne Stolz von „unserem Erzbischöflichen“ und bis heute befindet sich in Beuel die einzige gymnasiale Eigengründung des Erzbistums, so Schulleiter Dr. Hillen bei seiner Ansprache in der Aula des Kardinal-Frings-Gymnasiums.