36 Schulmagazin Geschichtliches: Am 9. April 1964 wird mit einem feierlichen Pontifi- kalamt, zelebriert von Weihbischof Wilhelm Cleven in der Schwarzrheindorfer Doppelkirche, das Erzbi- schöfliche Gymnasium als altsprachliches Gymnasi- um mit romanischem Zweig eröffnet. DerdamitbeginnendeUnterrichtwirdimneuerrich- teten Jugendheim „Haus Michael“ in Schwarzrhein- dorf erteilt. Blicken wir kurz zurück: Wie kommt es zur Grün- dung des Gymnasiums? Die Initiative dazu geht Ende der 50er Jahre von Jo- sef Kardinal Frings, dem damaligen Erzbischof von Köln, aus. Sie hat zum Ziel, Führungskräfte für das öffentliche und kirchliche Leben an einer eigenen Schule in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn heranzubilden und wird zur ersten eigenen Schul- gründung des Erzbistums in Bonn. Wären nun der Rat der Stadt Bonn und da insbe- sondere die Fraktionen der SPD und FDP bei der Bereitstellung eines Grundstückes für den Bau des Gymnasiums nicht so zögerlich gewesen, dann stän- de unsere Schule heute vermutlich im Bonner Nor- den, genauer gesagt in der Nähe der Straße „Am Wichelshof“ im heutigen Stadtteil „Bonn-Castell“. Während Bonn also berät und berät, bietet die Stadt Beuel, damals noch selbstständig, auf Betreiben ih- res Stadtdirektors Franz Brock dem Erzbistum ein großzügiges Grundstück an der Elsa-Brandström- Straße an, und das Erzbistum greift kurz entschlossen zu. Die nun doch erfolg- te positive Entscheidung des Bonner Rates für den Verkauf des Grundstücks am Wichelshof kommt zu spät. Es kann also in Beuel gebaut werden. Die Muße in der freien Zeit „Wer heute, etwa mit Berufung auf Denker wie Pla- ton und Aristoteles, einfordern wollte, die höchste Aufgabe aller erziehenden, wirtschaftlichen, po- litischen und wissenschaftlichen Tätigkeiten läge darin, Lebensvoraussetzungen für Muße (scholé, otio) zu bereiten, denn nur sie trage einen Sinn in sich selbst und stelle eine beständige Glückseligkeit in Aussicht; der stieße in einer Gesellschaft, die ihre höchsten öffentlichen Werte in Leistung und Wachstum, ihre höchsten privaten Werte in Kon- sum und Spiel setzt, bestenfalls auf Unverständ- nis.“ (Hans-Dieter Bahr, „Fragment über Muße“ in: Paragrana, Internationale Zeitschrift für histo- rische Anthropologie, Band 16, 2007) Scholé und Schule Der Begriff „Schule“ hat seinen Ursprung in der altgriechischen „scholé“, in der „Muße“. Während die Gegenwart von „Arbeitszeit“ und „Freizeit“, das heißt von arbeitsfreier Zeit spricht, sprach die Antike umgekehrt von „Muße“ und „Unmuße“, die Griechen von „scholé“ und „ascholía“, die Römer von „otium“ und „negotium“. „Wir sind unmüßig, um müßig zu sein“, lautet der Wahlspruch des Aristoteles. Für den Schulträger sprach Prälat Gerd Bachner Er verwies auf die Gedanken der Predigt von Erz- bischofs E. M Kardinal Woelki. Das Erzbistum en- gagiere sich in der Tat für seine Schulen personell und finanziell. Bachner zeigte sich überzeugt, dass es eine richtige, wichtige und notwendige Investi- tion sei. Dahinter stecke eine klare Entscheidung aller Erzbischöfe, in diesen Jahrzehnten auf die Katholische Schule als eine einzigartige pastorale Möglichkeit zu setzen.