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2. Schulmagazin

88 Schulmagazin Es ist Donnerstag der 4. Dezember 2014. Die Zeit der kurzen Tage, deren schnell entfliehendes Licht mitunter nahtlos in die Dunkelheit übergeht, nä- hert sich mit schnellen Schritten einem Ende. Es liegen bereits vorabendliche Schatten auf dem Schulhof, dessen halb märchenhafte Stille nur noch von der Präsenz der hell erleuchteten Mensa übertroffen wird. Die Mensa öffnet sich mit ihrer großen Glasfläche in einer einladenden Geste dem Schulhof. Sie liegt im Schnittpunkt zweier Got- teshäuser und beherbergt in ihrem Inneren eine feierliche Gesellschaft, die ihre Plätze einzuneh- men gewillt ist. Aus den Fenster der rückseitigen Gebäude erblickt man die Ruine der „Kaiserpfalz“ von Kaisers Friedrich Barbarossa. Die Pfalz – ur- sprünglich aus dem 10. Jahrhundert – war unter Kaiser Heinrich III. ausgebaut und zwischen 1174 - 1184 durch Kaiser Barbarossa erweitert worden, nachdem er den Rheinzoll von den Niederlanden nach Kaiserswerth verlegt und eine den Rhein be- herrschende Festung benötigt hatte. Die Burganla- ge besteht heute noch aus imposanten Gemäuern, die bis zu viereinhalb Meter dick sind. Gerahmt wird die Schule vom idyllischen Burgweg mit ei- ner Lindenallee. In direkter Nähe zur Schule laden Cafés und Biergärten zum Flanieren und Genießen ein. Die Sonne versteckt sich nun allmählich im Westen, gelegentlich hinter Wolken. Dabei werden 3 bis 5 Grad erreicht. Der Wind weht schwach aus Ost. Dazu ist der Himmel teils wolkig, teils stark bewölkt, aber trocken. Das Szenarium dieser Interphänomenalität der Dinge und ihrer Oberflächen beim Betreten einer Stadt, eines Gebäudes hat jeder bereits mehrfach erprobt, wenn er als Tourist in eine fremde Stadt kommt. Vom Flughafen fährt man der U-Bahn Noch von der Straße aus, „An St. Swidbert“, die ehemals den Namen „Düsseldorferstraße“ trug, sieht man, trotz aller Kleinheit und Zurückgezo- genheit, die um etwa 50 Schritte zurückgelegene Kapelle. Das Türmchen der ehemaligen Kapuzinerkirche, deren Backsteinbauweise beispielhaft für die Kir- chenfassaden der flämisch-niederländischen Ka- puzinerkirchen ist, kratzt keck am Himmel und gewinnt hierdurch eine der im rechten Winkel versetzten Kirche, die außerhalb des Schulgelän- des liegt, vergleichbare Größe. In der gedachten Verlängerung der ehemaligen Klosterkirche, deren Grundstein im Jahre 1670 gelegt wurde, findet sich die neue Mensa des Erzbischöflichen Suitbertus- Gymnasiums in Kaiserswerth. Von der Straße kommend, betritt man die Schule nicht über eine Tür, die ins Innere führt, sondern ein Tor führt auf ein Schulgelände, das sich durch schuleigene Gebäude hermetisch gegen die Außen- welt abschließt. Gelangt man nun auf das Schul- gelände, befindet man sich in einem befriedeten Raum, dessen architektonische Gebilde mitein- ander korrespondieren und Schleusen für Bewe- gungen von Menschen bereithalten. Die Architek- tur hat mit ihrer Geschosshöhe ein menschliches Maß, bietet bergende Rückzugsmöglichkeiten und genügend Transparenz, um sich nicht eingeschlos- sen zu fühlen. Der Gebäudekomplex integriert sich in die Natur, steht über transparente Flächen zur umliegenden Landschaft in Korrespondenz. Letzt- lich hat die hier verwirklichte Schularchitektur die Qualität einer Landschaft. Sie lädt zum geruhsa- men Flanieren ein, bietet Ruhe und Gemeinschaft.

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