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2. Schulmagazin

45 Schulmagazin fil. Dieses zeigte sich meiner Wahrnehmung nach an zwei Punkten: Zum einen gab es das unauf- dringliche Vorleben des eigenen christlichen Glau- bens der wenigen, zum anderen eine Atmosphäre der Wertschätzung der anderen und ihrer Glau- benshaltungen. Daraus entstand Gemeinschaft in den Unterschieden. In den Städten unserer Schulen bilden die aktiven und engagierten Zeugen vielleicht nicht mehr die Mehrheit. Damit sind wir nahe an den Zuständen im frühen Christentum, von dessen Selbstbewusst- sein wir heute neu lernen dürfen. Im sog. Diognet- brief, einem Schreiben aus dem 2. Jahrhundert, in dem das wachsende Christentum eine kleine Min- derheit war, heißt es: „Die Christen sind weder durch Heimat noch durch Sprache und Sitten von den übrigen Men- schen verschieden. Sie bewohnen nirgendwo eigene Städte, bedienen sich keiner abweichenden Sprache und führen kein absonderliches Leben (…) Sie be- wohnen Städte von Griechen und Barbaren, wie es einem jeden das Schicksal beschieden hat, und fü- gen sich der Landessitte in Kleidung und Nahrung und in der sonstigen Lebensart, legen dabei aber einen wunderbaren und anerkanntermaßen über- raschenden Wandel in ihrem bürgerlichen Leben an den Tag…Um es kurz zu sagen, was im Leib die Seele ist, das sind in der Welt die Christen.“ Wie die Seele wollen die Christen das bürgerliche, wissenschaftliche und moralische Leben durch- dringen. Dort, wo Christen bewusst ihren Glauben leben, beginnt sich Wirklichkeit zu verändern. Das ist übrigens ein ökumenisches Projekt. Christen anderer Konfessionen haben hier ihren eigenen, unverzichtbaren Ort. In seiner Geschichte der christlichen Mission beschreibt der Jesuit Michael Sievernich, wie sich in der alltäglichen Berührung und Begegnung die Kultur der damaligen Städte zu verändern begann. Er nennt diese Art der all- täglichen Mission die „kapillare Verbreitung“ . Das Online-Lexikon „Wikipedia“ beschreibt Kapillare so: „Kapillaren sind die kleinsten Blutgefäße. (…) Sie bilden ein feines Netzwerk in den Organen und Geweben des Körpers und ermöglichen den Stoffaustausch zwischen Blut und Gewebe“: Evan- gelisierung durch Mikrokommunikation . Katho- lische Schule fängt also dort an, christliches Profil zu entfalten, wo einzelne manchmal gar nicht aus missionarischen Zielen heraus das Evangelium be- zeugen. Dabei ist das keine Einbahnstraße. Papst Franzis- kus beschreibt den Austausch in „Evangelii Gaudi- um“ 73 folgendermaßen: „ Es entstehen fortwäh- rend neue Kulturen in diesen riesigen menschlichen Geographien, wo der Christ gewöhnlich nicht mehr derjenige ist, der Sinn fördert oder stiftet, sondern derjenige, der von diesen Kulturen andere Sprach- gebräuche, Symbole, Botschaften und Paradigmen empfängt, die neue Lebensorientierungen bieten, welche häufig im Gegensatz zum Evangelium Jesu stehen. Eine neue Kultur pulsiert in der Stadt und wird in ihr konzipiert.“ Es geht also in der wertschätzenden Begegnung nicht um unkritische Anpassung. Maßstab bleibt das Evangelium, für das der Christ eintritt und es als seinen Lebensmaßstab bezeugt. Evangeli- um meint hier nicht das gedruckte Wort, sondern die persönlich gelebte Beziehung zu Christus, die Grundlage für die eigenen Wertmaßstäbe und Le- bensvollzüge wird. Solche Christus-Täterinnen und Christus-Täter (K.H. Menke ) muss es in jeder katholischen Schule geben. Für den Verfasser des Diognetbriefs zeigte sich diese Profilierung sehr alltäglich: Barmherzigkeit, Demut und Nächs- tenliebe um des Nächsten und nicht eigener Ziele wegen, Feindesliebe, Wertschätzung von Kindern

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