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2. Schulmagazin

80 Schulmagazin Hinzu kommt der hohe Assimilationsdruck, der in einem Einwanderungsland wie Deutschland al- lenthalben herrscht, und die weltweit geltende Be- deutung des Englischen als neue „lingua franca“. Die Ausländer in Deutschland sollten gefälligst Deutsch lernen, und wenn es eine Fremdsprache sein muss, dann nichts anderes als Englisch. Sol- che Positionen pflegen in Politik und Gesellschaft breite Zustimmung zu finden. Und so ist die Zeit über viele bi- und multilingu- ale und multikulturelle Wunschträume hinweg- gegangen, die Bedeutung der Fremdsprachen an den deutschen Schulen gegenüber dem Englischen schwach wie eh und je, und die meisten italieni- schen Kinder an der Papst-Johannes-Schule tun sich mit der Großmuttersprache Italienisch we- sentlich schwerer als mit Deutsch, der Sprache ih- res Lebens. Wenn „Papa Giovanni“, wie die Stommelner Schu- le mittlerweile umgangssprachlich genannt wird, weit über den Schulort hinaus hohes Ansehen genießt und ihr Bildungs- und Ausbildungsange- bot begehrt ist, dann ist es an der Zeit, nach dem Geheimnis ihres Erfolgs zu fragen. Waren es ihre Wandlungsbereitschaft oder ihre Prinzipientreue, ihre Offenheit oder ihre Geschlossenheit, ihr Glau- be oder ihre Zweifel, ihre Heiterkeit oder ihr Ernst, ihre Leichtigkeit oder ihr Gewicht, ihre Tap-ferkeit oder ihre Vorsicht, ihre Unvollkommenheit oder ihre Inspiration und Weitsicht, die dem Wachstum der Schule gleichsam Nahrung gegeben haben? Heute, im Jahre 2014, ist vieles nicht mehr so, wie es war, damals, vor über zwanzig Jahren. Ab dem Jahr 2003 änderte sich die Situation am Schuls- tandort Stommeln von Grund auf. Die Schließung des Internats hatte schulprogrammatische Konse- quenzen, die Pavoniani-Patres gaben den Ordens- standort Stommeln auf, die Arbeitsmigration aus Italien kam nahezu zum Erliegen, die Anerken- nung als „scuola media legalmente riconociuta“ wurde vom Schulträger im Jahre 2007 nicht mehr beantragt und 2008 fand die letzte „Scuola-media“- Prüfung statt. Unter der schwarz-gelben Regierung wurde Italienisch als 1. Fremdsprache nicht mehr zugelassen. Seit dem Jahr 2009 haben die Schüle- rinnen und Schüler Englisch als erste Fremdspra- che, und Italienisch ist Wahlpflichtfach, das sich gegen andere Wahlfächer zu behaupten hat. Seit 2012 ist Englisch anstatt Italienisch Fach der Zent- ralen Prüfung und in diesem Jahr – 2014 – hat der letzte Jahrgang mit Italienisch als erster Fremd- sprache die Sekundarstufe I beendet. Mit Genug- tuung kann festgestellt werden, dass Italienisch immer noch vom überwiegenden Anteil der Kin- der nach der Klasse 5 gewählt wird, was sie dazu befähigt, ab der Klasse 7 die gesellschaftswissen- schaftlichen Fächer bilingual zu lernen. Nach al- lem, was mit der Papst-Johannes-Schule geschehen ist, sind nach wie vor die Töne Italiens, die Musik des Mittelmeeres und der Zauber des Südens in Stommeln gegenwärtig. Viele Kinder haben italie- nische Namen, das Glaubensbekenntnis der Schule beginnt mit den Worten „Tu sei la mia vita“ und der Stommelner Volksmund spricht immer noch „vum italiänische Internat“. Mit der Wandlung der ganz besonderen Stom- melner Schule zu einer „normalen“ Gesamtschule stieg kontinuierlich die Zahl der Anmeldungen für die Klassen 5. Seit der Einrichtung von „G 8“ ab dem Jahre 2005 wurde die Gesamtschule für El- tern, deren Kinder „Zeit“ brauchen, zunehmend attraktiv. Mittlerweile wird „Papa Giovanni“ von der Öffentlichkeit als Schule mit „G 9“, als Schule mit längerem gemeinsamem Lernen, als Schule mit einem verlässlichen Ganztagsangebot, als behüten- de, „schöne“, ordentliche, sozialintegrative, eben katholische Schule wahrgenommen. Dass auch ka-

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